HAUS UND ALL

 
 

HAUS UND ALL HOUSE AND UNIVERSE

16mm, 4min, 2014, silent

Der Film beginnt wie ein Atmen, wie der Hauch des Lebens, mit einem Erstrahlen fragiler Büschel aus Wüstenblumen, das durch Öffnen und Schließen der Blende den Ablauf der Zeit und die Ver- ortung des für das Filmen unabdingbaren Lichts verdeutlicht.

Dann plötzlich erscheint ein Frau im Bild, ihr nackter Oberkörper drapiert über dem felsigen Untergrund. Ihr Blick ist vom Zuseher abgewandt, sie liegt reglos da, während die Blumen sachte vom Wind bewegt werden. In der nächsten Einstellung rührt sich wieder nichts bis auf das sanfte Atmen des skulptural abgebildeten Körpers. Der messerscharfe, gezackte Rand eines weißen Objekts – eines Papierfächers – ragt ins Bild, gleich der Schnittscheibe einer Motorsäge. Der nächste Blick der Filmemacherin führt uns in ein – zunächst scheinbar verlassenes – Hotelzimmer, dessen gelbe Vorhänge den Blick auf die Wüstenlandschaft freigeben. Auf dem Bett liegt abermals der nahezu reglose Frauenkörper, die uns zugewandten Gesäßbacken erinnern an das Bild davor sowie an Einschnitt, Geschlecht und Weiblichkeit. Weitere Einstellungen von Körperteilen folgen, das Gesicht der Protagonistin bleibt dabei im Verborgenen. Ihr Körper atmet. Die Rot- und Gelb- töne, hautfarbenen und weißen Flächen schließen die Bildkomposition zu einer Einheit. Nun ist das Bett leer, nur der Vorhang bewegt sich ominös, als wäre er am Leben. Das Auf- und Abfallen des Fächers im nächsten Bild gleicht einem Schmetterlingsflügel, die Bewegungen sind rhythmisch und von gedehnter Spannung. Was bleibt ist ein leeres Zimmer, das in den Strahlen der Sonne, die von außen auch sichtbar als Imperfektion bis auf die Filmhaut (flares) vordringen, geisterhaft erstrahlt.

Der klare, konzentrierte Blick der Filmemacherin zeigt das Wesentliche einer bis auf die nackte Haut entblößten Landschaft, in der der weibliche Körper, stumm und in fragmenthafter Form und Schönheit, Fragen um Einsamkeit, Verwundbarkeit und Verschwinden auslöst. Durchdrungen und gesättigt von Licht und der warmen Farbe von Erde und Sonne, lebt und atmet die Film-Haut, die beiden Begriffe untrennbar miteinander verbunden.

The contemplative serenity Antoinette Zwirchmayr creates in House and Universe is offset by notions of restlessness and unease, that the images of a dormant, naked young woman – alter- natingly shown in a sparse, bright motel room and the blooming desert landscape outside – provide. Shown only in fragments, the sleeper seems blissfully unconnected to her surroundings. Tinged in warm sunlight, yet subtly charged with associations of isolation and vulnerability, the film presents a dreamlike, almost hallucinogenic portrayal of a person in a state of transcendence.

TEXT Julia Dossi

REGIE | DIRECTOR Antoinette Zwirchmayr CAST Laura Schreiner BILDGESTALTUNG | DOP Antoinette Zwirchmayr